Der automobile Mensch
Regie: Reinhard Seiß
Drehbuch: Reinhard Seiß
Kamera: David Man
Schnitt: David Man
Der aktuelle Film des Stadtplaners Reinhard Seiß ist ein aufrüttelndes Plädoyer für eine grundlegende Verkehrswende, die deutlich über die aktuellen politischen Ziele hinausgeht. Eine solche sieht Seiß als unerlässlich, wenn die Bemühungen um Klimaschutz, aber genauso um Boden- und Ressourcenschonung auch nur ansatzweise Erfolg haben sollen.
Sein Film reflektiert das Verkehrsgeschehen in seinen räumlichen, ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ausprägungen und entlarvt die direkten und indirekten Treiber des "Systems Auto": Entscheidungsträger und Profiteure aus Politik und Wirtschaft, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen unserer Mobilität – sowie Städtebau und Siedlungsentwicklung als gleichzeitige Ursache und Wirkung des Verkehrs.
Dass Wirtschaft und Bevölkerung problemlos mit sehr viel weniger Autoverkehr auskommen können, beweist der Film anhand überzeugender „Best Practices“ aus dem gesamten deutschen Sprachraum. Andererseits zeigt er, wie die Technologiegläubigkeit und Wachstumsfixierung unserer vermeintlich nachhaltigen „Raubbau-Gesellschaft“ eine Wende verhindern.
Seiß bringt eine Vielzahl teils erschütternder, teils absurder Beispiele politischer und unternehmerischer Realitätsverweigerung und Schönfärberei, die oft nur mehr zum Kopfschütteln oder aber zum Lachen sind. Zu beidem geben die pointierten Kommentare im Film genügend Anlass. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass im Verkehr nichts so sein müsste, wie es ist. Und dass sich Bürgerinnen und Bürger den Wunsch nach einer zukunftstauglichen Mobilität wohl selbst erfüllen müssen.