stumm mit live Musikbegleitung

Berlin in den 1920er Jahren: Der angesehene Gynäkologe Prof. Hausen lehnt die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen – in Übereinstimmung mit geltenden Gesetzen – als unmoralisch ab. Im Gegensatz dazu stehen die Prinzipien seines aufstrebenden Kollegen Dr. Schäfer, der offen für eine Gesetzesänderung eintritt. Die Überzeugungen des konservativen Professors werden erschüttert, als das Unglück Einzug in die eigene Familie hält, und das Gesetz den Ärzten die Hände bindet…

Die 1873 in Wien geborene Louise Kolm-Fleck gilt als weltweit zweite weibliche Filmregisseurin. Die bemerkenswerte Lebens- und Schaffensgeschichte der unter anderem auch als Cutterin, Produzentin und Drehbuchautorin tätigen Filmpionierin ist heute jedoch sowohl in Österreich als auch unter internationalen Filmhistorikern kaum bekannt.

Nach Anfängen im Aktualitäten-, Propaganda- und Spielfilm in Österreich, wo sie u.a. mit der Produktionsfirma Vita-Film einen der größten Atelierkomplexe Europas gründet, dreht Kolm-Fleck in den 1920er und 30er Jahren in Berlin Unterhaltungsfilme, die offen ernste frauenspezifische Themen wie sexuelle Gewalt oder ungewollte Schwangerschaft behandeln. 1937, zu einer Zeit, als österreichische Filmschaffende sich längst verpflichtet hatten, keine „Nicht-Arier“ mehr in der Filmproduktion zu beschäftigen, dreht sie den letzten unabhängig produzierten  österreichischen Film vor dem sog. „Anschluss“ mit einem Team aus vorwiegend jüdischen Künstlern. Nach ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten – die sie erst antritt, nachdem es ihr gelingt, die Entlassung ihres Mannes aus dem KZ Dachau zu erwirken – realisiert sie im Exil in Shanghai unter widrigsten Bedingungen einen Film, der als einzige Zusammenarbeit chinesischer und ausländischer Filmemacher vor Gründung der Volksrepublik China gilt. 1947 kehrt Louise Kolm-Fleck mit dem Ziel, weiter Filme zu drehen, nach Österreich zurück. Sie stirbt 1950 in Wien.

Frauenarzt Dr. Schäfer ist Teil eines Korpus an Werken Louise Kolm-Flecks, die vom Filmarchiv Austria 2019 in internationalen Archiven wiederentdeckt und digital restauriert wurden.

Publikumsgespräch mit Anna Dobringer im Anschluss an die Vorstellung.

Mit musikalischer Begleitung durch Heidi Fial.