The Card Counter

GB 2021 | 111 MIN | engl.

Regie: Paul Schrader

Drehbuch: Paul Schrader

Kamera: Alexander Dynan

Schnitt: Ben Rodriguez Jr.

Ton: Giancarlo Vulcano, Robert Levon Been

Darsteller:innen: Oscar Isaac, Tiffany Haddish, Tye Sheridan, Willem Dafoe, Alexander Babara, Billy Slaughter

Das New Hollywood Dream Team von „Taxi Driver“ und „Wie ein wilder Stier“ Martin Scorsese (Produktion) und Paul Schrader (Regie) erzählt erneut von einem Einzelgänger, der den American Way of Life in Frage stellt, großartig verkörpert von Oscar Isaac (Dune, Inside Llewyn Davis).

 

Als sein Widersacher gibt Willem Defoe eine eindrucksvolle Performance, die Entdeckungen des  Film sind Tiffany Haddish (Night School) und Tye Sheridan (X-Men, The Tree of Life). In der großen Tradition von Spielfilmen wie „Die Farbe des Geldes“ oder „Casino“ erzählt Schrader nicht bloß die atemberaubend spannende Geschichte eines Gamblers, sondern auch eine Geschichte über die politische Verfasstheit seines Landes.

 

William Tell zieht als Kartenspieler durch die Casinos. Ihn jagen die Geister seiner Vergangenheit bei der US-Army.  Als er eines Tages auf den jungen Cirk trifft, erwacht sein apathisches Dasein wieder zum Leben: Cirk bittet ihn um Hilfe bei seinem Racheplan an einem hohen Offizier der US-Armee.  William nimmt Cirk als Schützling unter seine Fittiche. Mit der Unterstützung der mysteriösen Finanzgeberin La Linda versuchen sie die Poker-Weltmeisterschaft in Las Vegas zu gewinnen. Doch Cirk auf dem rechten Weg zu halten erweist sich als schwierig. Vor dem großen Poker Showdown verschwindet Cirk, und William muss eine weitreichende Entscheidung treffen.

 

Paul Schrader, bekannt als Drehbuchautor von Klassikern wie „Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“, „Ein Mann für gewisse Stunden“, „Die letzte Versuchung Christie“ u.v.a. hat zuletzt mit „First Reformed“ eine großartige Regie-Arbeit vorgelegt. Sein Neo-Noir-Thriller THE CARD COUNTER wurde beim Filmfestival Venedig 2021 als weiteres großes Alterswerk von der internationalen Presse gefeiert und gilt als heißer Oscar-Kandidat. Der Neo-Noir-Thriller besticht mit atmosphärisch dichten Bildern, einem unfassbar coolen Soundtrack (Robert Levon Been) und einem Oscar Isaac, der noch nie so gut war wie hier. Martin Scorsese hat als Produzent seinen Movie Brat Buddie und Drehbuchautor seiner größten Filme unterstützt.

Kritik zum Film

Eine große Empfehlung für „The Card Counter“, der knochenharte Politkritik, melodramatische Elemente und spirituelle Anklänge zu einem packenden Film vermischt.

„The Card Counter“ und Paul Schraders einsame Antihelden

„The Card Counter“, Paul Schraders neuer Film, der hierzulande bei der letzten Viennale seine Premiere feierte, schließt hier nahtlos an. Der umwerfende Oscar Isaac, seit „Dune“ auch im Blockbuster zuhause, fasziniert hier wieder mit einen kleinen Rolle, ganz ohne heldenhafte Züge. Seine Figur versteckt sich hinter dem Pseudonym Wilhelm Tell, einem ehemaligen US-Folterknecht aus Abu Ghraib, der versucht den Horror hinter sich zu lassen.

 

Knochenharte Politkritik und spirituelle Anklänge
Tell reist als erfolgreicher Pokerspieler durch ein trostloses Amerika, aufgebaut auf falschem Glitzer und der Lüge vom schnellen Geld. Nähere Kontakte mit anderen Menschen vermeidet der Mann, der seinen Alltag pingelig organisiert hat. Ein Szenario von stiller Eindringlichkeit: Wilhelm Tell überzieht jedes Hotelzimmer, in denen er absteigt, mit Leintüchern, so als ob er nirgends irgendwelche Spuren hinterlassen will.

 

Unterbrochen werden die streng gefilmten Momentaufnahmen aus Spielcasinos und Motels von wackeligen, verzerrten Bildern, die die brutale Vergangenheit des Protagonisten zeigen. Willem Dafoe schlüpft in diesen Flashbacks in den Part des Armee-Kommandanten, der seine Soldaten zu Folterspezialisten ausbildet.

 

Paul Schrader konfrontiert Oscar Isaac aber nicht nur mit vergangenem Grauen, er lässt ihn in der Gegenwart auch auf eine Frau und einen jungen Mann treffen, die vielleicht für einen Neuaufbruch stehen. Bis zur letzten ergreifenden Einstellung ist unklar, ob Wilhelm Tell diese Chance nützt. Eine große Empfehlung für „The Card Counter“, der knochenharte Politkritik, melodramatische Elemente und spirituelle Anklänge zu einem packenden Film vermischt.

Christian Fuchs, FM4

 

 


Christian Fuchs, FM4

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